Biennale 13 Prolegomena

Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Kunstschaffende!
Liebe Freunde von Ars Zoenakulum!

 

„in hoc signo - Zeichen und Namen“
so lautet der Titel unserer Biennale 2013.

 

Prolegomena als PDF

 

Zentral für  den spirituellen Horizont unserer Ausstellung ist zuerst der Text von der „Namensgebung“ im biblischen Buch Genesis, Kapitel 2. Der Mensch ist darin  nicht der, der sich mit der Natur primär auf  einer dramatischen Ebene kämpferischer Selbstbehauptung  konfrontiert und sie in diesem elementaren Sinne  für sich kontrollierbar und nutzbar zu machen sucht.  Der Mensch ist in dieser Begegnung vielmehr schon immer der, der in einem höheren, kultivierenden Sinne – als „Zweitschöpfer“ -  Natur „bebaut und behütet“ (Gen 2,15). Er ist der, der alles Lebendige um sich erkennend wahrnimmt und entsprechend  allen Dingen und Lebewesen den Namen gibt. Namensgebung bekundet Herrschaft! Allerdings, das Maß der Herrschaft fordert ein ebensolches an Verantwortung ein, der biblische Text ist im Bilde diesbezüglich sehr klar:  „bebauen und behüten“!

 

Mit diesem Text von der „Namensgebung“  ist wie selbstverständlich vorausgesetzt, dass der Mensch diese geistigen Fähigkeiten, diese Qualität intellektueller Anschauung besitzt,  welche die Schöpfung, die Dinge und Lebewesen,  von ihrem Kern her anschauen  und begreifen, also „namhaft“ machen  kann.  Der Mensch steht auf dieser wesentlichen Ebene der Wahrheit  mit  allem  in Beziehung. In dieser geistigen Dimension übersteigt er aber auch seine Mitgeschöpfe. Ihm alleine ist die Natur transparent auf eine allgemein gültige Logik hin und darin gründender universaler Werte.

 

Für den Glaubenden, tut sich in diesem Erkenntnisprozess zugleich der göttliche Logos kund. In solch wahrnehmend  dialogischer  Innerlichkeit  liegt sowohl die Quelle aller wertenden Orientierung, wie auch der Zielpunkt seines Denkens:  Teilhabe an der Fülle des Sein. Darin gründet sich auf intellektueller Ebene, verbunden mit der psychisch-sinnlichen Wahrnehmung, die Befähigung zum durch-dringenden wie zugleich  über-steigenden,  also ekstatischen  Wirklichkeitserlebnis, ohne die mir Beispielsweise auch Kunst nicht plausibel und denkbar erscheint.
Die Befähigung zur Abstraktion in Buchstaben, Zahlen, Zeichen und Symbolen -  ein wichtiger „Ort“ für diese Biennale - hat darin ebenso ihr Fundament, wie die Weltgestaltung im technischen Prozess.

 

Allerdings wir leben nicht mehr im Paradies!  Die Gebrochenheit unseres Daseins ist existentiell und umfassend. Die „Probleme“ die der Mensch im Umgang mit sich selbst, seinesgleichen und der Mitwelt produziert, haben bislang kein Ende gefunden. Moralisch erscheint der Mensch, verharmlosend ausgedrückt, als Mängelwesen.

 

Zugleich ist und bleibt der Mensch  doch auf  Fülle aus!  Und er sucht die Wirklichkeit und seinen Ort darin, zu begreifen, zu deuten und entsprechend rational und sinnvoll zu agieren.  Der Mensch sucht  eine Antwort zu finden auf sein ureigenstes  „Wozu?“ „Woher?“ „Wohin?“   Eben darin entdeckt sich der Mensch zugleich in einem lebendigen, schöpferischen Dialog mit jenem umfassenden Sinn, der die ganze Wirklichkeit durchwaltet und verbindet.

 

„Mit dem Himmelreich ist es wie …“  - so beginnen etwa die  „Gleichnisreden Jesu“ in den Evangelien.  Und es ist da  kaum etwas Irdisches  - ob Stein, Pflanze oder Tier, Alltaggegenstände und Tätigkeiten des Menschen -, welches  nicht direkt  oder indirekt  hier genannt wird.  Es ist beachtlich, dem offenen und schauenden Geist, so jedenfalls im Horizont des Evangeliums, scheint nahezu alle Wirklichkeit Zeichenhaftes zu bergen, welches auf eine letzte, uns zukommende Fülle  hindeutet dabei aber auch die Gebrochenheit des Menschen, seine Erlösungsbedürftigkeit veranschaulicht.

 

Dieser Sachverhalt, ja dieser Anspruch gewinnt im Erschauen und Vergegenwärtigen  von Zeichen und Symbolen, von quasi „universalen Kürzeln“,  eine außergewöhnliche Dichte.

 

Die künstlerischen Arbeiten zu dieser Biennale 2013 stehen in diesem Horizont,  spielen selbst mit solchen Zeichen und Sinnbildern, geben ihnen Raum, Präsenz - bzw. reflektieren (auf)  diese.
Wo „Irdisches zum Zeichen wird“, zum „Rufe-Zeichen auf Fülle hin“, vergegenwärtigt  und verteidigt in diesem Zusammenhang agierende Kunst,  die absoluten  Ansprüche und Sehnsüchte des Menschen, was Sinn  und Hoffnung betrifft.  –  Herzlich Willkommen!

 

Aus: Prolegomena zur Ars Zoenakulum-Biennale 2013:
„ in hoc signo - Zeichen und Namen“
Franz Dürnberger, Salzburg 2012/2013
Kontakt / Information: info@arsz.net